NRW will die internationale Jugendarbeit für alle Jugendlichen stärken: Start der neuen „Servicestelle für internationale Jugendarbeit in NRW“ beim aktuellen forum

Am 29. Juni 2016 hat Staatssekretär Bernd Neuendorf (Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes NRW) die neue „Servicestelle für internationale Jugendarbeit in NRW“ auf den Weg gebracht. Sie wird vom Land finanziert und ist beim aktuellen forum in Gelsenkirchen angesiedelt, einem anerkannten Träger der politischen Weiterbildung mit langjährigen und vielfältigen Erfahrungen in der internationalen Jugendarbeit.

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Staatssekretär Bernd Neuendorf (MFKJKS), Bild: Jörg Briese

Während der Auftaktveranstaltung im Landkreistag in Düsseldorf betonte Neuendorf, dass internationale Jugendarbeit nachhaltige Bildungseffekte auf die Entwicklung junger Menschen habe, da sie ihnen die Möglichkeit gebe, andere Kulturen unmittelbar und lebensnah kennenzulernen. „Durch den direkten Kontakt mit Jugendlichen in anderen Ländern fördert internationale Jugendarbeit Toleranz, Verständnis und Offenheit. Diese Erfahrungen sind gut für junge Menschen und gut für unsere durch Vielfalt geprägte Gesellschaft“.

Aktuelle politische Spannungen, Entwicklungen und Prozesse besitzen mittlerweile ohne jeden Zweifel einen stets größeren Einfluss auf unser aller gesellschaftliches, aber vor allem auch berufliches und privates Leben. Internationale Zugänge sowie Erfahrungen sind von daher von größter Bedeutung für die Gestaltung einer lebenswerten Zukunft und die Ermöglichung von Verständigung und Begegnung in einem gemeinsamen demokratischen, sozialen und friedensstiftenden Europa.

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Bild: Jörg Briese

Kein Jugendlicher darf hierbei zurückgelassen werden!

Die „Servicestelle für internationale Jugendarbeit in NRW“ möchte insbesondere den sogenannten bildungsbenachteiligten Jugendlichen, die bislang kaum oder gar keine Angebote der internationalen Jugendarbeit wahrgenommen haben bzw. bisher keine Zugänge hatten, internationale Erfahrungen ermöglichen. Die Servicestelle ist eine Fachstelle für NRW, die Akteure verschiedener Organisationen und Institutionen (Vereine, Verbände, Kommunen etc.) für die internationale Jugendarbeit gezielt stärken, qualifizieren und vernetzen will.

Die Servicestelle wird vom Landesministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport finanziert und ist seit dem 1. Januar 2016 beim aktuellen forum in Gelsenkirchen angesiedelt, einem anerkannten Träger der politischen Weiterbildung mit langjährigen und vielfältigen Erfahrungen in der internationalen Jugendarbeit (www.aktuelles-forum.de).

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Reflexion der Veranstaltung – v.l. Norbert Geier (Geschäftsführer Duisburger Werkkiste) Sascha Düx (Geschäftsführer Roots & Routes Cologne e.V.) Matthias Rahe (offene Kinder- und Jugendarbeit für den Kreis Herford), Ulrika Engler (Leiterin aktuelles forum e.V.), Friederike Findeis (MAIS), Jürgen Schattmann (MFKJKS), Bild: Jörg Briese

Während der Auftaktveranstaltung  wurden u.a. Beispiele gelungener internationaler Jugendarbeit aus Essen und Kleve vorgestellt.

Zudem haben am Nachmittag Workshops zu drei verschiedenen Bereichen mit zukunftsorientiertem Blick für die Internationale Jugendarbeit stattgefunden:
• Aus Sicht der Jugendsozialarbeit am Übergang
• Aus Sicht von Kommunen
• Teilnehmenden Akquise


Internationale Jugendarbeit leistet einen zivilgesellschaftlichen Beitrag zur interkulturellen Verständigung

Internationale Jugendarbeit ist für Jugendliche wichtig, weil sie dort eine Erfahrung im Ausland machen, mit Menschen aus anderen Ländern, die sie persönlich weiterbringt. Wir sprechen vom Kontextwechsel, weil die Jugendlichen einen anderen Kontext kennenlernen, in einen anderen Kontext geworfen werden und dort interessante interkulturelle, internationale Erfahrungen machen. Und das Anliegen der internationalen Jugendarbeit ist es, dass alle Jugendliche und junge Erwachsene diese Möglichkeit der internationalen Erfahrung auch wirklich bekommen und erhalten, das ist die individuelle Seite. Internationale Jugendarbeit ist aber auch ein gutes Beispiel für den Beitrag der Zivilgesellschaft zur Freundschaft zwischen Nationen und Staaten, für das, was wir früher Völkerverständigung nannten. Wir sprechen heute von einem zivilgesellschaftlichen Beitrag zum Verständnis von Staaten, von Ländern, von Nationen und dabei ist es auch wichtig, dass der Einzelne sich nicht nur unbedingt als Repräsentant einer Stadt, einer Region, einer Nation versteht, sondern auch andere relevante Gemeinsamkeiten und Unterschiede mit den Menschen, mit denen er im Ausland zusammen ist und arbeitet, findet.

 

Prof. Dr. Andreas Thimmel

Professor für soziale Arbeit und Jugendarbeit an der Fachhochschule Köln, Forschungsschwerpunkt nonformale Bildung


Der Aufwand, der mit internationaler Jugendarbeit verbunden ist, lohnt sich wirklich!

Der Vorteil unserer Maßnahmen ist, dass wir insbesondere Förderschülern, die keinen Schulabschluss haben, internationale Erfahrungen ermöglichen, die für diese jungen Menschen im System nicht vorgesehen werden. Förderschüler, Hauptschüler und Gesamtschüler haben meistens im Gegensatz zu Abiturienten nicht die Möglichkeit an einem Auslandsaufenthalt teilzunehmen und das muss geändert werden. Meiner Ansicht nach lohnt sich der ganze Aufwand, der mit internationaler Jugendarbeit verbunden ist, wirklich. Entscheidend ist jedoch eine angemessene Nachbereitung, damit die Gefühle und Erfahrungen, die Jugendliche während der Auslandsaufenthalte machen, auch produktiv verarbeitet und genutzt werden können und der Übergang ins normale Leben sanfter gestaltet wird. Außerdem müssen auch die ganzen Institutionen, die Betriebe, die Ausbilder, die Berufsschulen und die Kammern für solche Projekte offen sein, so dass die Auslandserfahrungen der Jugendlichen eine angemessen Wertschätzung und einen festen Stellenwert bekommen.

 

Sybille Jäger Roch

Bildungszentrum des Handels- Abteilungsleitung für den Bereich überbetriebliche Ausbildung


Ich wünsche mir, dass alle Kommunen in NRW endlich Kinder- und Jugendförderpläne für internationale Jugendarbeit aufstellen!

"Die internationale Jugendarbei ist integraler Bestandteil unserer Arbeit. Wichtig ist Solidarität in der Arbeit zu leben und sie mit Praxis und guten Ertfahrungen zu füllen. Internationale Jugendarbeit ist schon für Kinder und nicht nur für Jugendliche wertvoll und ich wünsche mir, dass alle Kommunen in NRW endlich Kinder- und Jugendförderpläne für internationale Jugendarbeit aufstellen."

Maja Tölke, Referentin Falken Gelsenkirchen


Jedes Kind, jeder/jede Jugendliche soll mindestens einmal die Chance haben an einer internationalen Jugendarbeitsmaßnahme teilzunehmen!

"Jedes Kind, jeder/jede Jugendliche soll mindestens einmal die Chance haben an einer internationalen Jugendarbeitsmaßnahme teilzunehmen. Das soll im besten Fall dazu führen, dass man sich irgendwann in der Lage sieht über ein Stipendium an einem langfristigen bildungsorientierten Schüleraustausch teilzunhemen und dies zur Erhöhung der interkulturellen und sozialen Kompetenz beiträgt und das weitere Leben positiv beeinflusst."

Britta Schwarz, Geschäftsführerin Open door International e.V. Köln


Internationale Jugendarbeit wirkt und deshalb müssen wir daran arbeiten!

"Ich arbeite seit 34 Jahren im Bereich der internationalen Jugendarbeit und weiß, dass Beratung immer notwendig ist. Generell kann ich sagen, dass internationale Jugendarbeit wirkt. Sie ist jedoch kein abgeschlossener Prozess, sondern in einer ständigen Entwicklung und deshalb müssen wir daran arbeiten und gesammelte Ideen an das Ministerium weiterleiten."

Paul Szczesny, Referent IJAB


Internationale Jugendarbeit soll als fester Bestandteil in die Berufsvorbereitung integriert werden!

"Ich finde internationale Jugendarbeit super und habe damit bereits sehr positive Erahrungen gemacht. Da ich aber gerade mit dem Studium fertig bin, weiß ich, dass insbesondere Leute, die in diesem Bereich neu sind, Beratung brauchen. Jugendlichen wird durch internationale Jugendarbeit geholfen und deshalb soll internationale jugendarbeit als fester Bestandteil in die Berufsvorbereitung  integriert werden."

Annika Scheidereit, Sozialpädagogin Berufsbildungszentrum Kleve e.V.


Es sind Verbünde von Trägern und Einrichtungen notwendig, um bildungsbenachteilgte Jugendliche zu erreichen!

"Im Bereich der internationalen Jugendarbeit ändern sich die Programme regelmäßig und vieles passiert mittlerweile nur noch online. Aus diesem Grund gibt es  inbesondere bei den kleineren Trägern Beratungsbedarf. Es ist ein schwieriges Geschäft und es ist auch schwierig die Zielgruppe der bildungsbenachteiligten Jugendlichen zu erreichen. Deshalb glaube ich, dass Verbünde von Trägern und Einrichtungen notwendig sind, um bildungsbenachteilgte Jugendliche  in solche Programme zu integrieren und auf kommunaler Ebene besser zu kooperieren."

Michael Bielecki, Teamleiter CDJ Zenthof Essen


Internationale Jugendarbeit soll Bestandteil der Offenen Kinder- und Jugendarbeit werden!

"Insbesondere im Bereich der freien Träger besteht Beratungsbedarf in Bezug auf  die internationale Jugendarbeit . Internationale Jugendarbeit soll Bestandteil der Offenen Kinder- und Jugendarbeit werden und ich hoffe, dass dies auch von den freien Trägern mit unterstützt wird. Auch Werbung ist wichtig, so dass auch die Partner im Ausland internationale Jugendarbeit nicht als Zusatz-, sondern als Regelaufgabe  im Rahmen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit durchführen."

Holger Höhner-Mertmann, Teamkoordinator im Stadtteilzentrum Pluto, Herne


Wir registrieren eine Bewusstseinsveränderung bei Jugendlichen, die an internationalen Projekten teilgenommen haben

„Die internationale Arbeit oder die Finanzierung der internationalen Jugendarbeit ist nach meinem persönlichen Eindruck einfach zu kompliziert. Es gibt sehr gute Programme, es gibt auch sehr viele Fördertöpfe. Gerade für die kleinen Einrichtungen ist es jedoch einerseits mit einem sehr hohen finanziellen Risiko und andererseits mit einem enormen Aufwand verbunden,  überhaupt an Mittel zu kommen und partizipieren zu können. Ich glaube man muss sich schon sehr intensiv damit auseinandersetzen und da fände ich es einfach günstiger und förderlicher, wenn der Zugang zu den Mitteln und den Informationen einfacher werden würde. Das ist einer der Gründe, weshalb viele sagen, das ist mir zu kompliziert, das mache ich nicht. Ich kann ansonsten allen nur sagen macht das! Wir haben in der Regel gute Erfahrungen damit gemacht und wir registrieren eine Bewusstseinsveränderung bei den Jugendlichen, die an internationalen Projekten teilgenommen haben. Wir werden die internationale Jugendarbeit fortsetzen, solange wir uns das finanziell erlauben können.“

Stefan Kutsch, Pädagogischer Leiter Jugendtreff ParkHaus